Losheim (Hellenthal)

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Koordinaten: 50° 21′ 36″ N, 6° 22′ 26″ O | |

Losheim
Gemeinde Hellenthal
Höhe: ca. 585–605 m ü. NHN
Fläche: 15,29 km²
Einwohner: 227 (31. Dez. 2014)[1]
Bevölkerungsdichte: 15 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Juli 1969
Postleitzahl: 53940
Vorwahl: 06557

Losheim ist ein Ortsteil der Gemeinde Hellenthal im Kreis Euskirchen, Nordrhein-Westfalen.

An der Grenze zu Belgien befindet sich das Ardenner Cultur Boulevard. Es besteht aus drei verschiedenen, ganzjährigen Ausstellungen: einer Weihnachtskrippenausstellung (ArsKRIPPANA), einer Puppenausstellung (ArsFIGURA) sowie einer Modelleisenbahnausstellung (ArsTECNICA).

Im Ort steht die katholische Pfarrkirche St. Michael, die von 1923 bis 1924 samt Pfarrhaus nach Entwürfen des preußischen Regierungsbaurats Arthur Kickton errichtet wurde. Vor der Abtrennung des Kreises Malmedy von Deutschland infolge des Vertrags von Versailles gehörte die Gemeinde zum Kirchspiel des nun belgischen Manderfeld und besaß nur eine kleine Kapelle. Der Neubau bot 180 Sitzplätze. Die äußeren Wände der Kirche sind mit Bruchsteinen aus einem nahe gelegen Steinbruch ausgeführt, das Pfarrhaus ist verputzt. Beide Gebäude sind mit Schiefer gedeckt.[2] St. Michael gehört zum Bistum Aachen

Seit dem 19. Jahrhundert gehörte Losheim zur Gemeinde Manderfeld im Kreis Malmedy. Als Teil dieses Kreises fiel Losheim 1919 zunächst an Belgien, kehrte aber 1921 bei der endgültigen Grenzfestsetzung ins Deutsche Reich zurück und bildete seitdem eine eigene Gemeinde im Kreis Schleiden.[3] Vom 1. April 1949 bis zum 28. August 1958 gehörte das Gemeindegebiet zu Belgien (Näheres hier), bis es auf der Basis des deutsch-belgischen Grenzvertrages von 1956[4] zu Deutschland und zum Kreis Schleiden zurückkehrte.[5] Im Kreis Schleiden gehörte die Gemeinde Losheim zum Amt Hellenthal.

Am 1. Juli 1969 wurde Losheim nach Hellenthal eingemeindet.[6]

 

Ehemaliger Bahnhof Losheim

Der Ortsteil Losheim liegt südwestlich des Hellenthaler Hauptortes. Durch den Ort führt die B 265, am südlichen Ortsrand (am Ardenner Cultur Boulevard) zweigt die B 421 nach Stadtkyll ab. Losheim liegt direkt an der westlichen Staatsgrenze zu Belgien.

Südlich von Losheim führte bis 2004 die seitdem abgebaute Vennquerbahn aus Jünkerath (Eifelstrecke) über die belgische Grenze nach Waimes (Vennbahn) und weiter nach Malmedy.

Die Bahntrasse der ehemaligen Vennquerbahn wurde bis zum Frühjahr 2015 zu einem Wander- und Radverkehrsweg ausgebaut (RAVeL-Netz-Linie 45a Waimes-Jünkerath), mit Anschluss sowohl in Weywertz an die Vennbahnstrecke als auch in Jünkerath an das deutsche Radwegenetz.[7][8][9]

Von Losheim aus verkehrt die TaxiBus-Linie 839 sowie das AST nach Hellenthal, zudem gibt es einige Schulbusfahrten (760-er Linien) nach Hellenthal und Schleiden, es gilt der VRS-Tarif. Bis Ende Juli 2011 verkehrte zusätzlich an einigen Wochentagen einmal die Fernbuslinie 429 (Trier-Aachen) mit Halten in Losheim.

1912 Der damalige Bahnhofsvorsteher Gustav Prömper  - eröffnet die Bahnstrecke nach Losheim.

1918-1920 Nach dem Versailler-Vertrag wird Losheim zuerst belgisch, dann jedoch durch eine Entscheidung des Völkerbundes 1920 wieder deutsch.

1929 Ankauf des Gasthauses zum Bahnhof durch die Eheleute Nikolaus und Anna Balter geb. Prömper

1944 Teilweise Zerstörung durch den 2.Weltkrieg Im Dezember 1944 Evakuierung der Ortschaft Starke Zerstörung des Ortes durch die „Ardennen-Offensive“

1945/46 Wiederaufbau

1949 Losheim wird belgisch

1953 Der ehemalige Gasthof zum Bahnhof brannte vollständig ab.

1954 Neubau des Hotels mit damals 18 Zimmern

1955

1958 Losheim wird wieder deutsch – wovon sich Belgien bis heute nicht wirtschaftlich erholt hat

WIEDERVEREINIGUNG

En miniature


Das Auswärtige Amt in Bonn hatte aus Rücksicht auf die Gefühle der belgischen Nato-Verbündeten die Parole ausgegeben, die offizielle Übergabe-Zeremonie, die der Chef der belgischen Militärverwaltung für die bislang besetzten deutschen Gebiete, General Bolle, in Aachen-Bildchen am 28. August vollziehen werde, lohne die Publizität nicht.

So mußten auch die rund 100 Losheimer Bürgerinnen und Bürger, die sich um die Mitternachtsstunde des 27. August vor ihrer Kirche zu einer kleinen Wiedervereinigungsfeier versammelt hatten, der Anwesenheit offizieller Vertreter der Bundesregierung und des Landes Nordrhein-Westfalen entraten. Viel schmerzlicher wurde allerdings vermerkt, daß auch das einer solchen Festlichkeit angemessene Getränk fehlte: Losheim kehrte ohne Bier

Bereits eine Stunde vor dem offiziellen Wechsel der Hoheit über die seit dem 23. April 1949 annektierten Dörfer hatte ein Lastzug der belgischen Brauerei nicht nur das Leergut, sondern auch die vollen Flaschen aus der Losheimer Wirtschaft abgeholt. Trotzdem feierte die Dorfgemeinde. Sie trank Wein und Schnaps.

Pfarrer Dohme ließ die Glocken läuten. Gastwirt Wilhelm Ott brannte Feuerwerkskörper ab. An der angrenzenden Schulhofsmauer flatterten zwei bundesdeutsche Fahnen - in letzter Minute von deutschen Nachbargemeinden ausgeliehen. Erleuchtung spendete der patriotischen Szene ein schwaches Dutzend an die Mauer gesteckter Pechfackeln. Volle zehn Minuten war Losheim schon deutsch, als ein alter, bärtiger Eifelbauer in der Ottschen Gaststube das Lied "Fest steht und treu die Wacht am Rhein" anstimmte.

Die Frage, ob die. Losheimer wirklich Grund zum Feiern hatten, kann nun freilich nicht nur unter übergeordneten nationalen Aspekten beantwortet werden. Möglicherweise freuten sich einige Anhänger der Demokratie, ab sofort in den Genuß des aktiven und passiven Wahlrechts zu kommen und sogar unter eigener Regie heiraten zu dürfen. Der General Bolle hatte nämlich auch als Standesbeamter fungiert..

Triftigere Gründe zur Freude aber hatten der Gastwirt und der Pfarrer. Noch vier Tage vor dem Rückgabetermin waren den Losheimer Einwohnern teilweise recht erkleckliche Steuerbescheide zugestellt worden. Kneipier Otts Steuerbescheid lautete auf 8000 Franken (Kurs 1:12), die zum 23. August zahlbar waren; die belgische Finanzamtsäußerung trug das Datum vom 24. August.

Am 24. August, einem Sonntag, hatte sich die belgische Besatzung auch dem Pfarrer Dohme noch einmal besonders deutlich in Erinnerung gebracht. Am hellen Nachmittag war eine uniformierte und bewaffnete belgische Gendarmeriestreife in einem Renault in seinen Kirchgarten gebraust und hatte dort einige Kreise gedreht, wobei ein Bäumchen des hortensisch interessierten Gottesmannes umgefahren worden war.

Aber nun war eine bessere Zeit angebrochen. Das schlossen die Losheimer insbesondere aus einem ganz auffälligen Sinneswandel. Der an der Patrouillenfahrt im Renault beteiligte belgische Briefträger Leonard Schröder, für seine antideutsche Haltung bekannt, weil er sich früher bei Dorffesten das Singen des "Nazi"-Liedes "O du wunderschöner deutscher Rhein" verbeten hatte, schrieb dem - nunmehr bundesrepublikanischen - Pfarrer Dohme einen Entschuldigungsbrief.

* Bis zum 27. August 1958 standen unter belgischer Verwaltung die Dörfer: Bildchen, Losheim und Hemmeres.

Ausgedienter Besatzungschef Bolle (M.): Freiheit ohne Bier